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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 178

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
178 zagtheit ein. Der Glaube an die eigene Kraft war geschwunden, und der Widerstand in der Verteibignng des Vaterlandes wurde aufgegeben. Die meisten Festungen fielen ohne Schwertstreich in die Hnde der Sieger, so Ersnrt, Spandan, Stettin und Kstrin. Selbst das feste Magdeburg ergab sich schon am 8. November mit 24 000 Mann und 19 Generalen ohne Wiberstanb. Nur wenige Festungen hielten eine lngere Belagerung aus, wie Breslau, Brieg und Neisse; anbere, wie Kolberg, Granbenz und Glatz verteidigten sich so tapfer, da sie berhaupt nicht in die Hnde der Feinde fielen. Graudenz wurde von dem 72jhrigen General Courbire verteidigt. Alle Mittel, Drohungen und Schmeicheleien, wandte man an, um den treuen und tapferen Kommandanten zur bergabe zu bewegen. Als ihm die Fran-zosen mitteilten, es gbe keinen König von Preußen mehr, antwortete er stolz und entschieden: Nun, so bin ich König von Graudenz". Die Festung hielt sich, bis der Friede kam. Der dankbare König ernanute den tapferen General spter zum Feldmarschall und zum Gouverneur von Westpreuen. Als die erste Bombe in die Festung Kolberg fiel, war der alte Komman-dant so erschreckt, da er zu seiner Umgebung sprach: Wenn das so weiter geht, werden wir doch noch zu Kreuze kriechen mssen." Das hrte Nettelbeck, der Fhrer der knigstreuen Brgerschaft. Emprt der solch eine Zaghaftigkeit, rief "er: Halt! Der erste, der von euch das Wort: zu Kreuze kriechen"", wieder ausspricht, stirbt von meiner Hand." Der Kommandant wollte Nettelbeck ergreifen und erschieen lassen, doch die drohende Haltung der Brger hielt ihn davon ab. Gneisenan wurde jetzt Kommandant, und unter seinem Oberbefehle hielt sich bei der heldenmtigen Verteidiguug der Brgerschaft mit ihrem Brgeradjutanten Nettelbeck die Festung bis zum Ausgang des Krieges, obgleich sie mehr einem Trmmerhaufen als einer Stadt glich.') Ganz Norddeutschland stand der Willkr des franzsischen Macht-Habers offen. Schon am 27. Oktober hielt er seinen Einzug in Berlin und nahm seine Wohnung im alten Knigsschlosse, nachdem die knigliche Familie in grter Eile nach Knigsberg entflohen war. In Berlin verga Napoleon nicht, eine Menge von Merkwrdigkeiten und Kunftgegenftnden nach Paris senden zu lassen, so die Sieges-gttin von dem Brandenburger Tore, die eroberten Fahnen und alles, was in den Kassen und Zeughusern zu finden war. !) Nettelbeck, Branntweinbrenner und Mitglied der Stadtvertretuug, zeichnete sich schon im Siebenjhrigen Kriege bei der Verteidigung seiner Vater-stadt aus. 1807 verhinderte er mit seinem Freunde die bergabe Kolbergs, veranlagte die Sendung Gneisenans und beteiligte sich als Held bei der Verteidigung der Stadt. Um den patriotischen Mann zu ehren, verlieh ihm der König die Admiralsuniform und bewilligte ihm eine Pension. Nettelbeck starb 1824 zu Kolberg.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 219

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
219 Die Unzufriedenheit fand neue Nahrung an den Vorgngen in Frank-reich, wo im Februar 1848 abermals eine Revolution ausgebrochen war. Ihre Wogen wlzten sich auch nach Preußen, und namentlich in Berlin kam es zu hchst, beklagenswerten Austritten. Bedingungslos der-langte das Volk durch seine Deputationen ans den Provinzen nach einer konstitutionellen Regierung. Der König versprach, die Wnsche des Volkes zu erfllen, ihnen eine Verfassung zu geben und Prefreiheit zu gewhren; aber damit war den Volksaufwieglern nicht gedient, die eine gewaltsame Umwlzung aller Ordnung herbeizufhren suchten. /Am Mittag des 18. Mrz erschien der König zweimal aus dem Balkon des kniglichen Schlosses, um seine Versprechungen zu wiederholen. Lauter Jubel empfing ihn. Als das Militr, das zur Aufrechthaltung der Ordnung bereit stand, das Volk, das auf den Schlohof drngte, Zurckzuhalten suchte, fielen Zufllig zwei Schsse; das eine Gewehr entlud sich durch das Ungeschick des Soldaten, das andere durch den Schlag eines Arbeiters auf den Hahn. Das Volk geriet in eine furcht-bare Aufregung, obgleich die Kugeln in die Lnft gingen. Mit dem Rufe: Wir sind verraten; zu den Waffen!" flog die Menge auseinander. In wenigen Stunden waren die-Straen durch Barrikaden gesperrt, und das Volk stand unter Waffen. Ein frchterlicher Straenkampf ent-brannte, in welchem das Militr die Straen und Hufer erstrmte, während von den Dchern und aus deu Fenstern ein Hagel von Steinen herabflog. Bis tief in die Nacht hinein dauerte der blutige Kampf; berall jedoch blieben die Soldaten Sieger. Dem landesvterlichen und besorgten Herzen des edlen Monarchen bereitete es tiefen Kummer, da er gegen seine eigenen Untertanen mit der Gewalt der Waffen hatte einschreiten mssen. Aus Wunsch vieler an-gesehenen Brger, welche versprachen, fr Ruhe und Ordnung und fr den Schutz der Person und des Eigentums zu sorgen, lie der König das siegreiche Militr aus Berlin abziehen. Aber jetzt gewann der zgel-lose Pbel vollstndig die Oberhand; in der Hauptstadt kam es zu den widerlichsten Szenen. Der König ernannte ein sreisinniges Ministerium (Mrzministerium") und berief eine Preuische Nationalversammlung ein, die aus allgemeinen Volkswahlen hervorgegangen war, um mit ihr die Verfassung zu vereinbaren. Als sie aber unter die Herrschaft der demokratischen Partei geriet, wurde sie aufgelst. Zugleich kam es zu starken Aus-schreituugen des Straenpbels der sogar einen Sturm auf das^Rgt-

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 228

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
228 die die Gemlde auf den noch nassen Kalk malt, iotto und seine Anhnger, unter beitett der fromme und fleiige Fiesole besonbers genannt Seatdusgra von Weler Wischer. zu werben verbient, erstrebten in ihren Darstellungen das Naturwahre in Bewegung und ewctnbimg. und die genane Bercksichtigung der Geseke der Perspektive und der Auatomie.

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 52

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Am 15. Januar 1701 nahmen diese ihren Anfang. Vier Herolde in prächtigem Anzuge ritten durch die Straßen der Stadt und verkündigten die Erhebung Preußens zum Königreiche. Am Vorabende der eigentlichen Feier stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden, den höchsten Orden des preußischen Staates. Das Ordenszeichen ist ein blaues, achtspitziges Kreuz mit Adlern in den Winkeln und dem verschlungenen Namenszuge F. R. (Friedericus rex = Friedrich König) im goldenen Schilde; es wird an einem orangefarbigen Bande über die linke Schulter getragen. Dazu gehört auf der Brust ein silberner, achtspitziger Stern mit eurem schwarzen Adler und der Inschrift: „Suum cuique“ Den Adler wählte Friedrich als Zeichen der Gerechtigkeit. Um dies deutlicher auszudrücken, trägt der Adler in der einen Klaue einen Lorbeerkranz, in der andern den Blitz und über dem Haupte den genannten Spruch. Der Kranz bedeutet „die Gerechtigkeit der Belohnung", der Blitz „die Gerechtigkeit der Strafen". „Jedem das Seine" soll also andeuten: „Jedem soll nach Verdienst Lohn oder Strafe zu teil werden." Am 18. Januar 1701 setzte Friedrich sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte im Schlosse zu Königsberg die Krone auf. Die Krönungsfeierlichkeit vollzog sich in größter Pracht. Frühmorgens erdröhnten die Kanonen, die Glocken läuteten, und rauschende Musik erscholl in den Straßen. Die Großen des Staates, prächtig in Sammet und Seide gekleidet, versammelten sich im Krönungssaale. Dann erschien der König. Er trug ein Kleid von scharlachrotem Sammet, mit Gold gestickt und mit Diamantknöpfen besetzt. Um die Schultern hing der präck>tige Krönungsmantel, in welchen goldene Kronen und Adler gewirkt waren. Die Spange an demselben war mit drei großen Diamanten geschmückt, deren Wert man auf eine Tonne Goldes (300 000 Mark) schätzte. — Der König trat zum Throne, setzte sich mit eigener Hand die Krone aufs Haupt und nahm dann das Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand. Hierauf erschien die Königin im Saale, die ebenfalls herrlich geschmückt war. Der König setzte auch ihr eine Krone aus. Dann nahm das Königspaar auf dem silbernen Throne Platz und empfing die Huldigung der höchsten Beamten, der Großen des Landes und der Abgesandten des Volkes. — Unter dem Geläute der Glocken und dem Donner der Kanonen begab sid> der feierliche Zug zur Schloßkirche, wo die kirchliche Feier stattfand. Nach der Predigt knieten der König und die Königin am Altare nieder und wurden an der Stirn und an den Pulsen beider Hände gesalbt. In demselben feierlichen Zuge ging es dann zurück in den Festsaal, wo ein herrliches Krönungsmahl stattfand. Auch das Volk sollte an diesem Tage erfreut werden. Goldene und silberne Münzen wurden unter dasselbe verteilt. Aus einem freien Platze wurde ein Ochs gebraten, gefüllt mit Ferkeln, Rehen, Schafen und Geflügel. Aus zwei Adlern strömte für alle roter und weißer Wein. Ein prachtvolles Feuerwerk und die Beleuchtung der Stadt beschlossen das denkwürdige Fest. — Zur Erinnerung an die Krönungsfeier stiftete der König in Königsberg ein großes Waisenhaus, in Berlin ein Armenhaus, und 3000 Mark schenkte er den Armen. Das Herzogtum Preußen war somit zu einem Königreiche erhoben, und der neue König rief nach den Worten Friedrichs des Großen seinen Nachfolgern zu: „Ich habe Euch den Titel erworben, macht Euch desselben würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe

5. Geschichte des preußischen Staates - S. 48

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 48 — olle Kenntnisse hätte, dabei aber ein böses, gottloses Herz!" — Jeden Tag begann sie mit einer Morgenandacht, an der ihre Kinder und die ganze Dienerschaft teilnehmen mußten. Auch besuchte sie täglich die Kirche und brachte eine längere Zeit im Gebete zu. Ihrem Hofprediger befahl sie, ihr mit seinem Rate beizustehen, damit sie vor Sunde und geistigem Schlummer bewahrt bleibe Sie bewirkte die Herausgabe eines Gesangbuches, worin vier Gesänge ihr zugeschrieben werden; so soll sie die Verfasserin des schönen Liedes: „^esus, meine Zuversicht," sein. Ihr Tod. Im besten Lebensalter wurde Luise von einem Brust-übel befallen. Sie machte gerade eine Reife nach dem Haag zu ihrer Mutter. Schwerleidend kehrte sie nach Berlin zurück. Die Krankheit wurde mit jedem Tage jchlimmer, und schon bald hauchte die edle Fürstin im Alter von 39 Jahren ihre schöne Seele aus Ties ergriffen kniete der Kurfürst neben ihrem Bette und hielt die Hände der Sterbenden fest umschlossen. Oft noch trat er später vor ihr Bild, welches in Lebensgröße über seinem Arbeitstische hing, und sprach: „O Luise, wie sehr vermisse ich Dich und Deinen Rat!" Ihr Tod ries tnt Lande großen Schmerz hervor, alles Volk trauerte mit dem Kurfürsten. Die Armen hatten ihre edelste Wohlthäterin verloren, die Waisen ihre fürsorgliche Mutter. Friedrich Iii., Kurfürst von 1688—1701. Wahlspruch: „Jedem das Seine."') Persönliches. Da der älteste Sohn des großen Kurfürsten und seiner Gemahlin Luise Henriette gestorben war, wurde Friedrich Kurprinz, der 1688 seinem Vater in der Regierung solgte. Friedrich war von schwächlichem Körper und etwas verwachsen. Er hatte in den ersten Lebensjahren das Unglück, daß ihn seine Wärterin fallen ließ, die gewissenlos genug war, den Unfall zu verschweigen. Die Folge davon war, daß der Prinz kränkelte und eine Rückgratsverkrümmung erhielt. Von seiner Mutter wurde er deshalb mit doppelter Liebe gepflegt. Der Prinz erhielt eine strenge Erziehung. Frühmorgens sechs Uhr mußte er ausstehen, sich schnell ankleiden und dann sein Morgengebet knieend verrichten. Schon um sieben Uhr wurde mit dem Unterrichte begonnen, der von tüchtigen Lehrern erteilt wurde. Neben der geistigen Ausbildung wurde auch die körperliche nicht vernachlässigt. Außer einer großen Gutmütigkeit und Milde und einem reichen, fremden Einflüssen leicht zugänglichen Gemüte besaß der Prinz eine auffallende Neigung für Eitelkeit und äußeren Glanz. 3) „Suum cuique“.

6. Geschichte des preußischen Staates - S. 74

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 74 — brach aus einem Hinterhalte hervor, schleuderte zum Zeichen des Angriffs seine kurze Thonpfeife empor und ließ mächtig auf die Franzosen einhauen. In Furcht und Schrecken suchten diese ihr Heil in der Flucht. In kaum zwei Stunden waren das französische und das Reichsheer vollständig geschlagen und ein glänzender Sieg errungen. Inzwischen waren die Österreicher in Schlesien eingefallen und hatten Breslau erobert, wo sich große Vorräte an Waffen und Lebensmitteln befanden. Sobald der König hörte, „ wie schlimm es dort stand, eilte er den Feinden entgegen. Die Österreicher hatten auch hier wieder eine sehr günstige Stellung eingenommen. Friedrich versammelte seine Generale, und durch eine zündende Anrede wußte er ihre Begeisterung zu wecken, die sich dem ganzen Heere mitteilte. Als er abends die Wachtfeuer besuchte, rief er feinen Soldaten zu: „Gute Nacht, Kinder! Morgen haben wir den Feind geschlagen, oder wir sind alle tot!" „Sieg oder Tod!" antworteten ihm die Soldaten. Am andern Morgen wagte..der Preußenkönig mit seiner „Potsdamer Wachtparade", wie die Österreicher spottend das kleine Heer der Preußen nannten, einen kühnen Angriff gegen den dreimal so starken Feind. Durch eine musterhafte Schlachtordnung und die Tapferkeit seiner Soldaten gewann Friedrich nach dreistündigem harten Ringen einen herrlichen Sieg bei Reuthen(unweit Breslau). Fast ganz Schlesien fiel jetzt wieder in Friedrichs Hände. Der Feldzug von 1 758. (Krefeld, Zorndorf und Hoch -kirch.) Die Franzosen waren mittlerweile wieder bis in die Elbgegend vorgerückt; da hemmte Ferdinand von Braunschweig ihren Weiterzug, trieb sie über den Rhein zurück und schlug sie bei Ärefeld. Friedrich wandte sich gegen die Russen, welche unter fürchterlicher Verwüstung bis in die Neumark eingedrungen waren. Bei Zonidorf (unweit Küstrin) stieß er auf die Feinde, Und hier kam es zu der blutigsten Schlacht des ganzen Krieges. Auf beiden Seiten wurde mit Erbitterung gekämpft; General Seydlitz that Wunder der Tapferkeit. Die Russen zogen sich in der Dunkelheit der Nacht zurück, die Preußen behaupteten das Schlachtfeld. Hierauf eilte der König nach.sachsen, um seinem hartbedrängten Bruder Heinrich gegen die Österreicher und die Reichstruppen beizustehen. Bei Hochsirch2) bezog Friedrich ein Lager, wurde aber überfallen und verlor fast alle Kanonen und eine große Anzahl Truppen. Die Generale machten den König daraus aufmerksam, daß er hier leicht überfallen werden könnte, weil er sein Lager in unmittelbarer Nähe des Feindes aufgeschlagen hatte, ohne die nötigen Sicherheitsmaßregeln zu J) Die Schlacht, welche neben der von Roßbach den glänzendsten Sieg Friedrichs d. Gr. bezeichnet, ist bemerkenswert durch die Anwendung der schrägen «keilförmigen) Schlachtordnung: der rechte preußische Flügel 1000 Schritte dem linken voraus, sodaß die Schlachtreihe den täuschenden Eindruck einer ungeordneten Masse machte. 2) Ostl. von Bautzen.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 177

1849 - Münster : Coppenrath
177 Abtretung Spaniens und aller Inseln im Mittelmeere an. Sci- pio aber forderte im stolzen Vorgefühle des Sieges unbedingte Unterwerfung. Da brach Hannibal die Unterhandlung ab; der Gott der Schlachten sollte jetzt entscheiden. Am folgenden Tage begann der blutige Kampf. Mit Muth und Anstrengung fochten beide Heere, aber die Kräfte waren zu ungleich. Hannibal hatte außer wenigen Kerntruppen, die er aus Italien mitgebracht, nur ungeübte, erst vor Kurzem geworbene Miethssoldaten. Er er- munterte sie durch Wort und That, aber sein ermunternder Schlachtruf verhallte wie ein matt rollender Donner; von allen Seiten wich das feige Miethsgest'ndel zurück. Auf das hart- nackigste fochten aber die altgedienten Krieger, die er selbst an- führte. Er stand, wie sonst, mitten im Gedränge, wo der Kampf am hitzigsten war, ihnen zur Seite. Alle Angriffe der Römer wurden von diesen Tapfern mit unerschütterlichem Muthe zurück- geschlagen. Endlich jedoch brach auch ihre Kraft; Hannibal ent- kam mit einer kleinen Schar nach Adrumetum. Dieser rieth jetzt selbst seinen Mitbürgern zum Frieden, als zu dem einzigen Ret- tungsmittel vor völligem Untergange; auch Scipio wünschte ihn, damit nicht etwa ein anderer Consul ihm die Ehre rauben mögte, den Krieg geendigt zu haben. Das von der Land- und Seeseite her bedrohete Karthago nahm den Frieden an, welchen der Sie- ger unter sehr harten Bedingungen bewilligte. Es mußte auf Spanien, seine letzte Kraft, verzichten; seine Flotte bis auf zehn Schiffe, zur Nothwehr gegen Seeräuber, ausliefern; den Ma- sinissa, seinen Erbfeind und künftigen Beobachter, als König von Gesammt - Numidien anerkennen; innerhalb fünfzig Jahren zehntausend Talente (fast zwölf Millionen Thaler) Krie- geskosten bezahlen und geloben, keinen Krieg ohne Einwilligung der Römer zu führen. Nicht ohne Widerspruch wurden diese Bedingungen im folgenden Jahre (201) in Rom vom Senate bestätigt. Jetzt kehrte Scipio über Sicilien nach Rom zurück. Der ganze Weg durch Italien glich einem ununterbrochenen Triumph- zuge. Alle Straßen, auf welchen er reifete, waren mit Menschen angefüllt; alle wollten den Helden sehen, der den furchtbarsten Feind Roms besiegt und seine Vaterstadt auf den höchsten Gip- fel der Macht und des Ruhmes erhoben hatte. Als er sich Rom Wetter, Geschichte der Römer, 12

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 187

1849 - Münster : Coppenrath
187 Erklärung, ob er die Eroberung wieder herausgeben wolle oder nicht. Und als der König durch Ausflüchte auszuweichen suchte, zog der Gesandte um ihn einen Kreis mit den Worten: „Bevor du aus diesem Kreise trittst, mußt du dich entscheiden!" Darüber erschrak der König so sehr, daß er auf der Stelle nachgab. Nach dessen Tode hielten die Römer den eigentlichen Thronerben Demetrius als Geißel zu Rom zurück, und setzten den neunjäh- rigen Antiochus V. ein, um die Vormundschaft über den Unmün- digen führen zu können; aber Demetrius entfloh aus Rom und bemächtigte sich seines Thrones. Ägypten theilten sie unter die beiden Brüder Philometor und Physkon, um das Reich durch Zerstückelung zu schwächen. Durch jene Siege, welche die Herrschaft der Römer im Osten ausbreiteten, war eine außerordentliche Beute in den rö- mischen Staatsschatz zusammengeflossen. Insbesondere hatte Ämi- lius Paulus in seinem prunkvollen Triumphzuge eine so große Masse des geprägten und ungeprägten Goldes und Silbers, der Edelsteine und anderer Kostbarkeiten mit aufgeführt, daß von nun an, zum Nachtheile der Sitten, des Ackerbaues und des häuslichen Glückes, alle Steuern für römische Bürger in Italien hundertvierundzwanzig Jahre hindurch aufhörten. Der dritte punische Krieg. 149—146 §. 45. Karthago's Untergang. 146. Jetzt schien endlich auch die passende Zeit gekommen zu sein, den letzten Schlag gegen das verhaßte Karthago auszufüh- ren. Während des fünfzigjährigen Friedens hatte dieses durch seinen noch immer nicht unbedeutenden Seehandel und durch den Verkehr mit dem Innern Afrika's allmälig sich wieder erholt und- war zu einem Wohlstände gelangt, der die neidischen Blicke der Römer bald wieder auf sich zog. Es beunruhigte sie, diese alte Nebenbuhlerin zu einer neuen gefährlichen Macht aufblühen zu sehen, und schon ließen im Senate Stimmen sich vernehmen, die, um alle Besorgniß für die Zukunft zu heben, Karthago's

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 195

1849 - Münster : Coppenrath
195 men daselbst, bevor die Römer in den völligen und ruhigen Besitz der Halbinsel kamen; denn erst unter dem Kaiser Augu- ftus, 19 vor Chr., wurden die letzten Cantabrer unterworfen. Der Kampf begann bald nach Seipio's Abgang und wurde mit wechsendem Erfolge fortgeführt. Mehre römische Feldherrn erlitten bedeutende Niederlagen. Dagegen unterwarf der Cónsul M. Poreius Cato durch einen entscheidenden Sieg über die Celtiberer das diesseitige Spanien (195) und ließ an einem Tage die Mauern aller Städte schleifen. Auch Sempronius Graechus siegte (179) über die Celtiberer im diesseitigen und über die Lu sitan er im jenseitigen Spanien, worauf der Krieg einige Jahre hindurch ruhete. Dann erregte die Habsucht und Grausamkeit römischer Statthalter neue Aufstände; und im Jahre 153 erhoben sich die Lusitaner und Celtiberer gemein- schaftlich zu neuen Versuchen der Rache und Rettung. Zwanzig Jahre lang wurde ununterbrochen fortgekämpft, und der Krieg nahm einen neuen Aufschwung durch den Frevel des Prätor Sulpieius Galba. Dieser hatte den Lusitanern fruchtbare Landstriche versprochen, wenn sie die Waffen niederlegen wollten; und als dieses geschehen, ließ er mehre tausend wehrlos Ver- sammelte verrätherisch niederhauen. Nur Wenige entkamen dem Blutbade, unter diesen V i r i a t h u s. Dieser außerordentliche Mann, erst Hirt, dann Jäger und, wie ihn die Römer nannten, Räuber '), aber ein Räuber, der, wenn ihn das Glück begün- stigt hätte, Spaniens Nomulus geworden wäre -), stellte sich voll brennender Begierde nach Rache und Rettung an die Spitze des Volkes. Acht Jahre hindurch (148—140) lockte dieser listige und kühne Parteigänger die gegen ihn ausgesandten römischen Heere in die Gebirge und vernichtete sie hier fast alle durch plötzlichen Überfall. Die Römer sahen sich endlich genöthigt, mit ihm einen Friedensvertrag einzugehen, in welchem die Frei- *) Viriathus primum ex pastore venator et ex venatore latro, mox justi quoque excercitus dux factus, i.iv. epit. L. Ii. 2) Dux atque imperator, et si fortuna cessisset, Hispaniae Romu- lus. Flor. Ii. — Der Begriff „Räuber" (Guerillera) durchzieht fast alle Berichte der Römer, die eine solche Art der Kriegführung nicht fassen konnten. In ähnlicher Weise nannte Napoleon damals in den Befreiungs- kriegen die Anführer der spanischen und deutschen Freischaren brigands. 13*

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 250

1849 - Münster : Coppenrath
: 250_______ römische Provinz eingerichtet (75); allein bei der Fortdauer der Unruhen in Asien und Nom hatten sie sich bald von ihren Ver- lüsten erholt und erschienen zahlreicher als je. Sie hatten mehr als tausend Schiffe, mit welchen sie das ganze mittelländische Meer, von der Küste Syriens bis zu den Säulen des Herkules, befuhren. Ihre Gefangenen schleppten sie in die befestigten Plätze an den Küsten und forderten ungeheure Summen als Lösegeld von ihnen; und wenn die Unglücklichen dieses nicht aufbringen konnten, so wurden sie in das Meer geworfen. Besonders lan- deten die Seeräuber an der Küste von Italien. Hier plünderten sie Städte und Landhäuser und überfielen sogar unter den Au- gen Rom's die Hafenstadt Ostia. Viele vornehme Römer und Römerinnen, selbst Prätoren mit allen Abzeichen ihres Amtes wurden auf offener Straße ergriffen und als Gefangene abge- führt, um ein hohes Lösegeld von ihnen zu erpressen. Geldsen- dungen und Kornfuhren nach Rom wurden von ihnen aufgefan- gen; und bereits drohete eine Hungersnoth in der Stadt aus- zubrechcn *). Da trat (67) der Tribnn A. Gabinius mit dem Vorschläge auf (lex Gabinia), man möge einem Consularen für drei Jahre mit unumschränkter Gewalt und ohne Verant- wortlichkeit den Oberbefehl über das ganze Mittelmeer und des- sen Küsten dergestalt übertragen, daß er die Stärke des Land- und ^Seehecres, die Beiträge an Geld und Geräthe frei be- stimmen und fünfzehn Unterfeldherrn sich ernennen dürfe. Ob- gleich Pompejus nicht namentlich vorgeschlagen war, so wußte doch Jeder, daß nur er gemeint sei. Vergebens widersetzte sich der Senat einem eben so beispiellosen als verfassungswidri- gen Anträge; Pompejus selbst spielte anfangs den Bescheide- nen und schlug die höchste Gewalt aus. Allein das Volk lehnte nicht nur alle Einwürfe zu Gunsten seines Gönners ab, sondern stieß auch die von einem Tribunen vorgeschlagene Theilung der höchsten Gewalt mit einem solchen Geschrei zurück, daß ein vor- überziehender Rabe, heißt es, betäubt herabfiel M Der Antrag wurde endlich angenommen, und Pompejus erhielt eine Voll- 0 Cicero entwirft in seiner Rede pro lege Manilia ein anschauli- ches Bild von der Keckheit dieser Seeräuber. 2) So Plutarch im Leben des Pompejus, c. 25. r\
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